Foto: Anthony Metcalfe
Bitterstoffe und ihre Wirkung auf den Körper
( oder „Iss Bitterstoffe, wenn du Gesund 100 werden willst!“)
Schmeckt bitter immer bitter?
Der Geschmack « bitter » wird schon in sehr kleinen Mengen von unseren Geschmacksknospen auf der Zunge wahrgenommen. Vor allem im hinteren Bereich der Zunge. Demnach schmeckt bitter auch immer bitter. ABER nicht alle bitteren Pflanzen enthalten den gleichen Gehalt an Bitterstoffen. Deshalb gibt es durchaus Pflanzen, die als weniger bitter wahrgenommen werden als andere. Und auch die Kombination mit anderen Wirkstoffen (wie z. B. mit Scharfstoffen oder ätherischen Ölen) spielt eine Rolle darin, wie bitter wir eine Pflanze empfinden.
Letzten Endes ist es zudem auch eine Gewohnheitssache: Wer Bitterstoffe nicht gewöhnt ist, wird schon bei jungem Löwenzahn das Gesicht verziehen, wohingegen Menschen, die regelmäßig Bitterstoffe zu sich nehmen, auch einen lang durchgezogenen Scharfgarbentee ohne Aufstand zu machen, trinken.
6 Arten von Bitterstoffpflanzen
reine btw. tonische Bitterstoffe / amara pura bzw. amara tonica
Das sind pure Bitterstoffpflanzen, deren Wirkstoffe hauptsächlich Bitterstoffe sind. In diese Gruppe gehören Löwenzahn, Artischocke, Enzian oder Tausendgüldenkraut. Diese Heilpflanzen verwendet man vorrangig wegen der Wirkung der Bitterstoffe.
Sie stärken die Verdauung, regen die Produktion aller Verdauungssäfte an, sie kräftigen und geben Tonus (z.B. bei körperlicher oder seelischer Schwäche) und sie unterstützen alle Heilungsprozesse im Körper.
Hopfen gilt als eine aromatische Bitterstoffpflanze
aromatische Bitterstoffe / amara aromatica
Aromatische Bitterstoffe sind eine Bitterstoffgruppe, die neben den Bitterstoffen auch ätherische Öle aufweist. Sie wirken entzündungshemmend, muskelentspannend und entblähen. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Schafgarbe, der Engelwurz, Hopfen und der Wermut.
scharfe Bitterstoffe / amara acria
Das sind Bitterpflanzen, die neben den Bitterstoffen auch viele Scharfstoffe enthalten. Wie z. B. Ingwer, Galgant oder Kurkuma. Die Scharfstoffe wirken schmerzlindernd, wärmend, krampflösend und regen den Blutkreislauf an.
schleimstoffhaltige Bitterstoffe / amara mucilaginosa
Das sind Bitterpflanzen, die auch schleimhaltige Wirkstoffe besitzen. Sie binden unter anderem Magensäure und bilden einen schleimhaltigen Schutzfilm. Das isländische Moos ist ein typischer Vertreter dieser Gruppe.
Löwenzahn gilt als reine, tonische Bitterstoffpflanze, enthält aber auch viele Mineralien
adstringierende Bitterstoffe / amara adstringentia
Diese Bitterstoffpflanzen enthalten zusätzlich auch viele Gerbstoffe, die eine zusammenziehende, adstringierende Wirkung mitbringen. Dazu zählen z. B. Chinarinde oder auch Scharfgarbe.
salzreiche Bitterstoffe / amara salina
Diese Pflanzen enthalten außerdem viele Mineralstoffe / Salze. Dazu gehören beispielsweise Löwenzahn und Wegwarte.
Kurkuma ist eine aromatische Bitterstoffpflanze.
So wirken Bitterstoffe auf den Körper
- sie unterstützen die Verdauung und regen die Bildung der Verdauungssäfte an
- sie helfen, dass Nährstoffe im Darm besser aufgenommen werden können >> das hat zur Folge, dass weniger Fäulnisprozesse und Blähungen auftreten
- sie regen den Appetit auf gesunde Weise an (Nein, man wird dadurch nicht zur kleinen Raupe Nimmersatt, sondern man entwickelt einen gesunden Appetit. Ein gesunder Appetit ist ein Zeichen von Gesundheit und von Lebensfreude.)
- sie kurbeln den Stoffwechseln an (und können dadurch helfen, dass man besser abnimmt)
- sie stärken indirekt das Immunsystem (Das Immunsystem und der Darm sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich. Geht es dem Darm besser, wird auch das Immunsystem gestärkt.)
- als Nebeneffekt der positiven Wirkung auf die Leber und Verdauungsorgane, können sie die Stimmung heben (weil dann z. B. « kein Pups mehr verquer sitzt »)
- sie verbessern die Blutbildung (weil sie helfen, dass Vitamin B12 besser aufgenommen werden kann)
- sie verbessern die Durchblutung, weshalb sie den Körper erwärmen
- sie tonisieren und geben Kraft (besonders gut, nach langer Krankheit)
- sie regulieren den Säure-Basen-Haushalt im Körper
Isländisches Moos ist eine schleimstoffhaltige Bitterstoffpflanze.
Bei diesen Beschwerden können Bitterstoffe u.a. helfen
- bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Blähungen
- Verstopfung
- bei Übelkeit und Erbrechen
- zur Darmsanierung
- ständigen Infekten
- bei allgemeiner Schwäche
- wenn einem ständig kalt ist
- bei Anämie
- bei « Keine-Lust-auf-Nix-Stimmung » und schlechter Laune
Bitterstoffe in der Ernährung: früher und heute
Als unsere Nahrungsmittel noch ursprünglicher waren, waren sie auch noch bitterer. Mit der Zeit wurden die Bitterstoffe immer mehr herausgezüchtet.
Allerdings weiß ich nicht, ob die Bitterstoffe tatsächlich immer ganz bewusst herausgezüchtet wurden (sicherlich in einigen Fällen) oder ob es nicht vielleicht eher ein Nebeneffekt war, bei Züchtungsversuchen, die ein Gemüse z. B. einfach größer werden lassen sollte.
Aber wie dem auch sei, unsere Nahrung ist heute nicht mehr so bitter.
Nahrungsmittel, die auch heute noch Bitterstoffe enthalten sind z. B. :
- Chicorée und Endivien
- Kohlarten wie Grünkohl, Rosenkohl
- Radicchio
- grünes Blattgemüse wie Mangold oder Spinat
- Grapefruit und Pomelo
- Oliven
- Aubergine
- Artischocken
- Walnüsse
- Petersilie
Rosenkohl und andere Kohlarten enthalten Bitterstoffe.
So kannst du dich an Bitterstoffe herantasten
Zuerst einmal eine gute Nachricht: Bitter ist Gewohnheitssache. Je regelmäßiger man sie zu sich nimmt, desto weniger empfindet die Zunge sie als bitter (die Bitterstoffe wirken aber natürlich trotzdem im Körper).
#Tee kürzer ziehen lassen
Je kürzer du deinen Tee ziehen lässt, desto weniger Bitterstoffe lösen sich im Teewasser.
#weniger Pflanzenmaterial benutzen
Natürlich spielt auch die Menge an Pflanzenmaterial eine Rolle. Wenn du bitter nicht gewohnt bist, gibt erst mal nur einen halben oder einen Teelöffel auf eine Tasse, statt zwei.
#mit Pflanzen beginnen, die weniger Bitterstoffe enthalten oder bei denen die Bitterstoffe mit ätherischen Ölen oder Scharfstoffen kombiniert sind
Pflanzen, die nicht so bitter schmecken, sind zum Beispiel junge Löwenzahnblätter im Frühjahr, junge Schafgarbe (beide werden zum Sommer hin bitterer). Auch Ingwer enthält Bitterstoffe. Durch die Scharfstoffe ist der bittere Geschmack aber abgepuffert. Das gleiche gilt für Rosmarin, Salbei, Kamille oder Thymian. Auch sie enthalten Bitterstoffe, aber durch die ätherischen Öle ist der bittere Geschmack bei einer normalen Ausziehzeit nicht so präsent.
Bitterstoffe vor oder nach dem Essen?
Vor dem Essen bringen die Bitterstoffe die Nachricht « Hallo Magen, gleich kommt eine Ladung Essen, das verdaut werden soll. Fang schon mal an, Verdauungssäfte zu produzieren. »
Nach dem Essen unterstützen sie bei Völlegefühl (auch, wenn etwas zu fettig war), Blähungen oder Bauchschmerzen, so dass man sich schnell wieder aktiv und weniger müde vom Essen fühlt.
Meiner Erfahrung nach sollte man Bitterstoffpflanzen bei regelmäßigen, chronischen Beschwerden vor dem Essen einnehmen (10 - 30 min.) und bei punktuellen Beschwerden, wenn man merkt, dass man ein Gericht mal schlecht verdaut hat, hinterher.
Übersicht: Heilpflanzen mit Bitterstoffe
Übung für dich:
Probiers mal aus und koste, wie bitter der Löwenzahn im Frühling schmeckt und dann im Herbst.
Oder leg dir ein Blatt Wermut oder Beifuss auf die Zunge, zerkaue es, speichele es richtig ein, behalte es im Mund und beobachte, was sich im Körper tut. Mach das jeden Tag über einen längeren Zeitraum.
Koch dir einen Kamillen- oder Schafgarbentee und lass ihn 5 min. abgedeckt ziehen, koste ihn, lass ihn noch mal 10 min. ziehen, koste wieder und dann lass ihn über Nacht durchziehen und koste wieder. Was stellst du fest?
Fazit
Bitter ist gesund. Keine Frage! Versuche regelmässig Bitterstoffe in dein Leben einzubeziehen. Sei es über bittere Nahrungsmittel oder über 1, 2 Tassen Tee am Tag. So wirst du deiner Verdauung und deinem Körper allgemein etwas Gutes tun, dir wird weniger kalt sein, dein Immunsystem wird stärker und dein ganzer Organismus tonischer. … damit du gesund 100 wirst!
Übrigens: Ich leite 2 mal im Jahr (Frühling und Herbst) eine 3-wöchige Online-Basenfastenkur, in der Bitterstoffe natürlich auch eine Rolle. Wenn du deiner Gesundheit regelmäßig etwas Gutes tun möchtest (und das empfehle ich dir, denn Gesundheit ist das höchste Gut, dass wir haben!), kannst du mal überlegen, ob so eine Kur das richtige für dich wäre. Hier findest du alle Infos dazu und kannst dich anmelden > Basenfasten mit Heilpflanzen
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Hallo Jasmin, ja das stimmt, der Köper gewöhnt sich an den bitteren Geschmack 🙂 Und ja, du kannst auch einen Ingwershot in einen Tee geben und das trinken. In Kaffee theorhetisch auch, aber ob das lecker ist ? 🙂 Liebe Grüße, Ruby
Der Artikel hat mich daran erinnert, dass man sich an den Geschmack von Bitterstoffen tatsächlich gewöhnen kann. Früher habe ich keinen Kaffee oder Tee ohne Zucker getrunken, aber mittlerweile genieße ich sie pur.
Ich möchte gerne Bio-Ingwershot mit Tee oder Kaffe probieren. Ist das gut für den Körper?
Freundliche Grüße
Jasmin 🙂
wie schön, Lene 🙂
Vor 2 Jahren fand ich das Eisenkraut zum ersten Mal und konnte es mit Google bestimmen.Seither begegnet es mir immer wieder und es zieht mich magisch an. Durch deinen hochinteressanten Beitrag habe ich erfahren, dass ich ein Eisenkrauttyp bin. Es trifft wirklich alles auf mich zu.Danke.
Vielen Dank für diesen Beitrag zu Bitterstoffen. Interessant, dass scharfe Bitterstoffe wie in Ingwer schmerzlindernd, wärmend, krampflösend wirken. Ich wollte gern mal Ingwersaft probieren und mich deshalb über die Wirkung von Ingwer informieren.