Foto: Ruby Nagel
Essbare Wildkräuter sammeln: Tipps für Anfänger
Wenn im Frühjahr die Natur erwacht, bekomm ich richtiges kribbeln in den Fingern und freu mich, dass die Kräutersaison wieder losgeht.
Kräuter selbst zu sammeln bedeutet auch, mehr an der frischen Luft zu sein und mit Sauerstoff aufzutanken, sich eine kostenlose Mahlzeit mit Vitamin- und Mineralstoffbomben zu schenken, neue Schätze für die grüne, pflanzliche Hausapotheke herzustellen und den Alltagsstress abpurzeln zu lassen.
Für alle Einsteiger gibt es in diesem Artikel ein paar Tipps und Grundregeln, die man beachten sollte.
Diese Grundregeln solltest du beachten:
Um Wildkräuter sicher zu sammeln, der Natur, aber auch dir selbst nicht zu schaden und um die bestmögliche Pflanzenqualität zu haben, gibt es ein paar Grundregeln zu beachten.
#1 - Sammele nur Pflanzen, die du 100% bestimmen kannst
Das ist wichtig, da einige Pflanzen, giftige Doppelgänger haben. Aber keine Angst, es gibt ganz viele Pflanzen, die sich leicht bestimmen lassen. Weiter unten zeige ich dir ein paar.
# 2 - Sammele nur an sauberen Standorten
Suche dir zum Sammeln nur schöne Orte. Fernab von Autoabgasen, Landwirtschaft, Fabriken oder Stellen, an denen Mensch oder Hund potentiell sein Geschäft vollbringen würde.
# 3 - Benutze einen Korb oder einen Stoffbeutel zum Sammeln
So können deine gesammelten Schätze besser atmen und behalten ihre schöne Qualität. In Plastikbehältern und -tüten fangen sie an zu „schwitzen“ und werden schlapp und latschig.
# 4 - Achte auf die Sammelzeit
Die beste Sammelzeit ist morgens, an einem schönen Tag, wenn der Tau abgetrocknet ist und die Sonne noch nicht zu heiß brennt.
Fortgeschrittene achten auch auf den Mondstand.
# 5 - Was beim Sammeln selbst wichtig ist:
- ernte nur an Standorten an denen viele der Pflanzen wachsen, die du sammeln möchtest
- ernte nie mehr als 1/3 der Pflanzen, die an diesem Standort stehen (Das ist wichtig, weil Pflanzen auch Insekten- und Tierfutter sind und weil die Pflanze selbst sich auch vermehren können soll.)
- ernte nur so viel, wie du gerade brauchst
- ernte nur „schöne“ Pflanzenteile, d.h. ohne Fraßstellen, Schneckenschleim, Flecken, etc.
- Wurzeln nur im Herbst sammeln und dann nur kleine Portionen, so dass die Pflanzen keinen Schaden trägt.
- Im Winter wird nicht gesammelt. Da lassen wir die Pflanzen sich ausruhen.
- nichts sammeln, das unter Naturschutz steht
Tipp: Junge Blätter schmecken zarter als ältere. Besonders Neulinge sind sonst schnell von zu vielen Bitterstoffen vergrault und machen lange Zähne.
# 6 - Die Pflanzen schnell verarbeiten
Je frischer die Pflanzen verarbeitet werden, desto mehr Wirkstoffe sind aktiv.
# 7 - Beschriften nicht vergessen
Klingt logisch, vergessen aber Einige. Das ist vor allem wichtig, wenn man in die Sammelsucht verfällt und mehrere Gläschen und Fläschchen zu Hause stehen hat.
Bestimmungsbücher
Bestimmungsbücher sind neben angeleiteten Kräuterwanderungen oder -kursen eine gute Alternative, um Wildpflanzen zu bestimmen.
Hier eine kleine Auswahl an Bestimmungsbüchern:
(Kleiner Tipp: Bestell sie nicht im Internet, sondern geh in einen Buchladen und blätter die Bücher durch. Ein Bestimmungsbuch muss praktisch für einen sein. Manch einer legt Wert darauf, dass es nicht zu viel wiegt, ein anderer möchte möglichst viele Abbildungen und Fotos. Indem du die Bücher durchblätterst, wirst du merken, was dir wichtig ist.
von Steffen G. Fleischhauer, Jürgen Guthmann + Roland Spiegelberger
AT-Verlag, ISBN: 978-3-03800-886-6
256 Seiten
Zu jeder Pflanze gibt es die grundlegenden botanischen Angaben und die wichtigsten Erkennungsmerkmale mit detaillierten Illustrationen und Farbfotos.
Wildkräuter finden: Der Blitzkurs für Einsteiger
von
Essbare Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger: Wildkräuter sammeln - aber richtig
von
EAN: 9783440126233
Unsere essbaren Wildpflanzen: Bestimmen, sammeln, zubereiten
von
EAN: 9783440159101
Essbare Wildkräuter für Einsteiger
Ich kann verstehen, wenn du vielleicht etwas Respekt vor’m selber sammeln hast. Schließlich willst du nichts falsch machen und vor allem keine giftigen Pflanzen sammeln.
Aber da kann ich dich beruhigen: es gibt essbare Wildkräuter (und essbare Bäume), die auch ein Anfänger leicht erkennt und bei denen keinerlei Gefahr besteht.
Hier eine kleine Auswahl:
- Brennnessel
- Löwenzahn
- Spitzwegerich
- Gänseblümchen
- Rotklee
- Hirtentäschel
- Holunderblüten
- Hagebutten
- Haselkätzchen
- Lindenblüten
- Birkenblätter
Fang am besten nur mit 2, 3 Pflanzen an und übe so lange, bis sich dein Auge an die Pflanzen gewöhnt hat.
Es ist wie beim Pilze sammeln: zuerst sieht man nur grün und mit der Zeit erkennt man die verschiedenen Pflanzen.
Die Angst vorm Fuchsbandwurm
Eine Infektion mit einem Fuchsbandwurm ist eine meldepflichtige Krankheit, die nicht zu unterschätzen ist. In den meisten Fällen wird die Leber befallen und unbehandelt kann das tödliche Folgen haben.
Etliche Menschen sammeln keine Kräuter, weil sie Angst vor’m Fuchsbandwurm haben. Das ist normal.
Aber wie hoch ist das Risiko überhaupt?
2018 haben in Deutschland 152 Menschen einen Millionengewinn im Lotto gemacht.
Im Vergleich dazu gab es 27 gemeldete Fälle einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm.
Und 3275 Tote im deutschen Straßenverkehr.
Das Risiko, sich mit einem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist also eher gering.
Hast du schon mal Kräuter gesammelt? Welches ist dein Lieblings-Bestimmungsbuch?
Erzähl’s mir und den anderen Lesern im Kommentar.
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