Das Eisenkraut war neben der Mistel eine der wichtigsten Heilpflanzen der Kelten. Sie wurde als mächtige Zauberpflanze zum Wahrsagen und für Liebeszauber genutzt. Die Volksnamen « Druidenkraut » oder « Wunschkraut » verraten es in ihrem Namen.
Auch in den darauffolgenden Kulturen wurde Eisenkraut besonders geschätzt. In der Antike nannte man es « heiliges Kraut ».
Man brachte es auf den Acker, um des Feld vor Unwetterschäden zu schützen und die Fruchtbarkeit der Erde anzuregen. Oder man band den Pferden Eisenkraut an den Schwanz, weil sie dadurch schneller liefen.
Trug man es bei sich selbst, so wurde man beim Gehen nie müde und blieb stets auf dem richtigen Weg.
Es hieß auch, dass man Giftschlangen gefahrlos anfassen könne, wenn man sich die Hände vorher mit Eisenkraut eingerieben hat.
Schmiede tauchten ihr Eisen in Eisenkrautwasser, um es noch härter werden zu lassen.
Was für uns heute etwas kurios klingt, zeigt allerdings, wie viel Zauberkraft man der Pflanze beigemessen hat.
Und selbst bei den Christen wurde das Eisenkraut noch als sehr heilkräftig angesehen, weshalb man es beim Sammeln bekreuzigte und segnete.
Kleine Sträuße wurden im Haus und im Stall an die Wand genagelt, um Glück anzuziehen.
Es war Sinnbild für Frieden (man nannte es auch « Diplomatenkraut). Wenn sich zwei Parteien trafen, die im Krieg miteinander standen, begrüßte man sich mit einem Strauß Eisenkraut in der Hand oder einem Kranz aus Eisenkraut auf dem Kopf. Es sollte helfen, die Auseinandersetzungen zu beenden und eine Lösung zu finden.
Im alten Ägypten verehrte man die Pflanze als Frauenheilmittel und sie wurde der Göttin der Geburt (Isis) zugeordnet. Man nennt es auch « Träne der Isis ». Sie wurde bei feierlichen Gelegenheiten verbrannt und galt als das beste Wundmittel bei Verletzungen durch eiserne Waffen.
In der Renaissance wurde die Pflanze dann entmystifiziert und man verwendete sie z. B. um Würmer zu treiben, den Leberstoffwechsel anzuregen, Geschwüre und Hauterkrankungen zu behandeln, Fieber zu senken, bei Magenschmerzen oder Blut im Urin.
Für den englischen Apotheker, Arzt und Astrologe Nicholas Culpepper war Eisenkraut - die er dem Planeten Venus zuordnete - eine Frauenheilpflanze und wichtig für den Urogenitalbereich.
Der französische Herborist Roger Méssegué schätze die alte Heilpflanze wegen ihrer nervenstärkenden, kräftigenden und entspannenden Wirkung.