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Foto: Ruby Nagel

Jahreskreisfeste und warum sie  helfen, zu entschleunigen

 

Rhythmus durch Jahreszeiten

Durch die einheimischen Wälder und das Kontinentalklima haben wir bei uns in Mitteleuropa 4 verschiedene Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Und obwohl die Jahreszeiten vor 25 Jahren noch deutlicher voneinander abgegrenzt waren, kann man trotzdem auch heute noch beobachten, dass das Jahr zyklisch verläuft und sich dieser Zyklus jedes Jahr wiederholt.

In Zeiten, zu denen man noch Richtung Sonne blickte, um die Uhrzeit zu wissen, orientierte sich der Alltag und das Leben viel mehr am Verlauf der Sonne und am Mondstand, als wir das heute machen.

Man war den Rhythmen der Natur viel näher. Das war nichts besonderes, sondern ganz normaler Alltag. 

Im hellen Teil des Jahres ging man aktiv nach Außen, brachte die Samen in die Erde und pflegte sie. In der dunkleren Jahreshälfte verbrachte man viel Zeit drinnen und das Leben verlief etwas ruhiger.

Durch elektrisches Licht, beheizbaren Gewächshäusern und anderen Techniken, haben wir es geschafft, uns ein bisschen von diesen natürlichen Rhythmes abzunabeln.

 

Jahreskreisfeste – was ist das überhaupt?

Der Jahreskreis ist eine Reise durch’s Jahr und symbolisiert in gewisser Weise auch einen Tag oder gar ein ganzes Leben: Vom Sonnenaufgang oder der Geburt, hin zum Sonnenuntergang oder dem Tod.

Ein Jahreskreise besteht aus 8 verschiedenen Abschnitten. Es gibt 8 Eckpunkte, an denen früher Feste gefeiert wurden. Nämlich zu bestimmten Sonnen- und Mondständen.

Diese 8 Eckpunkte sind also 4 Sonnenfeste und 4 Mondfeste.

Die 4 Sonnenfeste sind die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche (21.3.) und die gegenüberliegende Herbst-Tagesundnachtgleiche (21.9.), die Sommersonnenwende (21.6. ) und die gegenüberliegende Wintersonnenwende (21.12.).

Stell dir den Jahreskreis wie eine Uhr vor. Die Sonnenfeste sind bei Null, Viertel, Halb und Dreiviertel.

Und zwischen jedem Sonnenfest liegt jeweils ein Mondfest.

Wozu dienten Jahreskreisfeste damals?

Als das Leben noch lokaler stattfand und die Technik noch nicht so weit fortgeschritten war wie heute, lebte man ganz natürlich und automatisch mit dem Rhythmus der Natur. Sie Samen wurden am Anfang der hellen Jahreszeit in den Boden bracht. Alles andere hätte keinen Sinn ergeben.

Zu den Jahreskreisfesten feierte man die Natur. Man bedankte sich bei der wiederkehrenden Sonne im Frühjahr, weil durch sie die Tage wieder heller und wärmer werden und die Samen durch die steigenden Temperaturen keimen.

Jeder der 8 Jahresabschnitte wurde Göttern zugeordnet.

Man machte Opfergaben und stellte z. B. Milch oder Obst an bestimmte Stellen, um sie gnädig zu stimmen und erhoffte sich dadurch bessere Ernten.

An den kurzen Übergangsphasen zwischen 2 Jahresabschnitten wurde gefeiert. Die Grenzen zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt verschwommen. Ein Moment schöpferischen Chaos, in denen alles möglich war und Wunder geschehen konnten.

Geister, Feen oder Verstorbene traten in die Menschenwelt über und der Mensch hatte Visionen.

Die 8 Jahreskreisfeste und ihre Bedeutung

Imbolc – Reinigungs- und Lichterfest

Imbolc ist ein Mondfest und wird am 2. Vollmond nach der Wintersonnenwende gefeiert. Das entspricht Anfang Februar.

Die Frühlingsgöttin Brigid wird geehrt. Es ist die Mitte zwischen Winter und Frühling. Die ersten Pflänzchen stecken ihre Nasen aus. Die Tage werden, wenn auch schüchtern, spürbar nach und nach länger.

Man feierte den „Sieg“ des Lichts über die Dunkelheit. Der Winter ist zur Hälfte hinter uns.

Frühlingstagundnachtgleiche (Ostara) – Die Natur erwacht

Ostara ist ein Sonnenfest und findet am 21. März statt.

Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit sind im Gleichgewicht.

Die Göttin Ostara schließt mit der Schlüsselblume dem Frühling die Tore auf. Es ist Frühlingsbeginn und wir gehen in die helle Jahreszeit über. Der Winter ist an manchen Tagen noch zu spüren, aber der Frühling nicht mehr aufzuhalten.

Beltane – Fest der Sinnlichkeit und Lebensfreude

Beltane ist ein Mondfest und wird am 5. Vollmond nach der Wintersonnenwende gefeiert. Das entspricht in etwa Anfang Mai.

Es ist das Fest der Fruchtbarkeit, der Sinnlichkeit, der Partnersuche, der Lebensfreude und der Ausgelassenheit. Aber auch der Ausgeglichenheit der männlichen und weiblichen Kräfte.

Gefeiert wird die Hochzeit der Pflanzengöttin und des Sonnengottes Baldur.

Der Maibaum, der mit seiner Spitze einen frischen, grünen Kranz „durchsticht“, stellt die Entjungferung der Pflanzengöttin da.

Die Blüten an den Bäumen sind bestäubt und die ersten kleinen, noch unreifen Früchte hängen an den Bäumen.

Sommersonnenwende (Litha) – Fest der Ausgeglichenheit, der Balance, der Fülle und des Höhepunktes

Litha ist ein Sonnenfest. Es findet am 21. Juni statt. Die Sonne ist in ihrer größten Kraft angekommen. Es ist der „längste Tag und die kürzeste Nacht“.

Der Sonnengott Baldur, der grade noch geheiratet hat, wird von einem tödlichen Pfeil getroffen. Die Tage werden wieder kürzer.

Litha ist der Wendepunkt der hellen Jahreszeit in die dunkle.

Lughnasadh – Fest der Getreideernte

Lughnasadh ist ein Mondfest. Es wird am 8. Vollmond nach der Wintersonnenwende und fällt auf Anfang August.

Jetzt, wo der jugendliche, hellleuchtende Sonnengott Baldur von einem tödlichen Pfeil getroffen wurde, verwandelt er sich in den feurigen Hochsommermeister Lugh.

Lughnasadh ist dem keltischen Gott Lugh geweiht.

Es ist eine Art mini Erntedankfest und der Beginn der Getreideernte. Lugh beschert den Menschen mit Fülle und Nahrung, aber gleichzeitig tritt die Vegetation in den absterbenden Zyklus des Jahreskreises über.

Herbsttageundnachtgleiche (Mabon) – Erntedankfest

Mabon ist ein Sonnenfast. Tag und Nacht sind wieder gleich lang. Es ist die Zeit der Fülle. Die Keller sind gefüllt und man bedankt sich bei Mutter Gaïa für die reichen Ernten.

Der Herbst beginnt, man verbrachte langsam wieder mehr Zeit im Haus und widmete sich seiner „inneren“ Welt.

Samhain – Fest der Ahnen

Samhain ist ein Mondfest und wurde am 11. Neumond nach der Wintersonnenwende gefeiert. Es fällt auf Anfang November.

Es ist die Zeit, in der die Verstorbenen um milde Speisen und Gaben bitten. Wenn man ihnen etwas gibt, segnen sie die Lebenden und werden zu dankbaren Toten.

 

Wintersonnenwende (Yule) –Innenschau und Rückblick

Yule ist ein Sonnenfest und wird am 21. Dezember feiert.

Es ist der Zeitpunkt der längsten Nacht und des kürzesten Tages. Ab hier werden die Tage ganz langsam wieder länger. Es ist die Zeit des in-sich-Hörens und das Fest von Cernunnos – der Herr des Waldes und der Tiere. Er ist ein Hirschgott und steht für die Lebenskraft. Er kennt die Heilkräfte der Natur.

Was haben diese alten Feste mit uns zu tun?

 

Jahreskreisfeste sind eine wunderbare Gelegenheit, um sich mit dem Rhythmus der Natur anzugleichen, etwas zu entschleunigen und sich selbst ein paar wichtige Fragen zu stellen.

 

Raus aus dem „Höher-schneller-weiter“-Modus.

 

Hin zu „Wer bin ich eigentlich und wo will ich hin?“

 

Die 8 Jahreskreisfeste bieten 8 mal im Jahr die Möglichkeit, inne zu halten, zu reflektieren, neue Ideen und Projekte ins Leben zu rufen, sich über das zu freuen, was man schon geschafft hat und um Altlast loszulassen.

 

Für alle, die sich mehr vom Leben erhoffen, als immer nur im Alltag zu funktionieren und keine Zeit für die eigenen Bedürfnisse zu haben.

Wie können wir die Jahreskreisfeste heute für uns nutzen?

 

# Imbolc – Schmiede deine Visionen, Ideen und Projekten für das neue Jahr. Säe die Samen für das, was du im Herbst ernsten möchtest.

# Frühlingstagundnachtgleich (Ostara) – Leg deine eigene Kreativität und Schaffenskraft frei und lass sie fließen.

# Beltane – Feiere deine Sinnlichkeit, Selbstliebe und Fruchtbarkeit (nicht nur im körperlichen Sinne, auch in Bezug auf Ideen und Projekte). Die männlichen und weiblichen Aspekte in uns sind im Gleichgewicht.

# Sommersonnenwende (Litha) – Erkenne die Fülle in deinem Leben und nimm sie an.

# Lughnasadh – Wertschätze deine eigenen Talente und die kleinen Ernten, die du in diesem Jahr schon einfahren konntest

# Herbsttageundnachtgleiche (Mabon) – Feiere deine großen Erfolge und erkenne auch an, was (noch) nicht so glatt gelaufen ist. Fehler sind eine wunderbare Möglichkeit, um zu wachsen.

# Samhain – Was haben deine Ahnen dir mit auf den Weg gegeben? Was davon möchtest du loslassen?

# Wintersonnenwende (Yule) – Es ist Zeit, das alte Jahr loszulassen und sich auf das neue Jahr vorzubereiten.

Welchen Vorteil, hat es für uns, Jahreskreisfeste auch heute noch zu feiern?

Jahreskreisfeste geben dem Jahr Struktur und Halt und können helfen, Ideen oder Projekte nicht nur auf der imaginären Ebene zu kreieren, sondern auch umzusetzen.

Sie sind die wunderbare Möglichkeit, sich 8 Mal im Jahr, Zeit zu nehmen, über seine Bedürfnisse nachzudenken und sich ihnen bewusst zu werden.

Viele von uns haben einen übervollen Alltag und nehmen sich kaum Zeit, um auch mal nach Innen zu lauschen. Die Familie oder der Beruf spannt sie voll ein.

Genau richtig für alle, die sich mehr vom Leben erhoffen, als immer nur den selben miefigen Alltagstrott.

Anstatt die Samen für Gemüse und Getreide unter die Erde zu bringen, säen wir Samen für neue Projekte und Ideen.

Fazit

Jahreskreisfeste sind uralte Bräuche, die man sehr gut auch an unser heutiges Leben anpassen kann.

Sie geben Struktur und können helfen, uns auf das zu besinnen, was uns wichtig ist und uns ausmacht. 

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2 Kommentare

  1. Liebe Renate, ich freue mich unheimlich über deine Worte! Vielen DANK an dich 🙂 und liebe Grüße, Ruby

  2. DANKE, liebe Ruby, deine Beschreibung der Jahresfeste und den Sinn dahinter hat mich stark berührt.
    Ich kannte nur ein Buch, wo alles erklärt wurde, aber es hat mein Leben nicht berühren können.
    Deine Beschreibungen erzählen mir, was du herausgefunden hast und was wie umsetzbar ist.
    In dem Buch dagegen waren Infos aufgezählt, kühl und sachlich hintereinander. So konnte ich nichts damit anfangen,
    es fehlte die Herzenswärme, die in deinem Text die Tür öffnet, deine Worte aufzunehmen.
    Herzlichen Dank, ich fühle mich reich beschenkt.
    Alles Liebe für dich und deine Arbeit
    Renate

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